Donnerstag, 28 März 2024

Exklusives Mallorca

Geht‘s noch? Diese Frage haben viele Mallorquiner im Laufe der letzten Jahre verneint. Mallorca räumt seine Tourismuslandschaft auf. Die beliebteste Mittelmeerinsel der Deutschen will nicht nur weg vom Ballermann-Image, sie möchte zukünftig auch stärker auf Exklusivität setzen.

image

Foto: © vulcanus – stock.adobe.com

„Den Mallorquinern hat es irgendwann gereicht“, weiß Adriana Blaszikova. Die Fremdenführerin lebt seit 26 Jahren auf der Insel und hat die Entwicklung hautnah mitbekommen. „Natürlich war Geld jahrelang ein Grund, warum der übermäßige Alkoholkonsum an einigen Stränden so lange geduldet wurde“, so die 49-jährige Slowenin weiter. „Doch eben dieses ´Ballermann-Image` hat andere Touristen davon abgehalten, nach Mallorca zu reisen. Genau diese Urlauber sind es aber, auf die wir setzen möchten.“ Exklusivität heißt das Stichwort und trifft vor allem auf die Hauptstadt der spanischen Insel zu. Palma hat sich stark verändert. Die sogenannte „Perle des Mittelmeeres“ ist  aufgrund ausführlicher Restaurierungsarbeiten und durchdachter Städteplanung schöner denn je, das mediterrane Flair ist allgegenwärtig. Vier luxuriöse Boutique-Hotels bieten erstklassige Übernachtungsmöglichkeiten. Das jüngste Fünf-Sterne-Hotel der Kette, das Sant Jaume, hat gerade erst vor ein paar Monaten eröffnet. Es liegt mitten in der Altstadt von Palma, in einer der ältesten Straßen der Stadt, zwischen zwei bedeutenden historischen Gebäuden: der Kirche Sant Jaume und dem Kloster Santa Magdalena.

 

Das Hotel ist in einem Haus aus dem 18. Jahrhundert untergebracht. Es besteht aus einem Erdgeschoss, in dem sich die Rezeption, die Eingangshalle, die Lobby, das Restaurant, die Cocktailbar und das Spa befinden, sowie drei Obergeschossen, in denen die Zimmer liegen. In der vierten Etage befindet sich die Sonnenterrasse, die mit einem Tauchpool, Designer-Liegen, Duschen und einer herrlichen Aussicht auf die Altstadt und die berühmte Kathedrale La Seu aufwartet. Sie ist das Wahrzeichen Mallorcas. Das prachtvolle Bauwerk zählt zu den Prunkstücken gotischer Architektur. Die Grundsteinlegung erfolgte schon 1230 durch König Jaume I. Die heutige Form erhielt die Kathedrale erst 1904 durch den Architekten Antoni Gaudi. Nicht weit vom Hotel entfernt ist der Paseo del Borne, auch bekannt als die Goldene Meile. Hier befinden sich eine Louis Vuitton Boutique, ein dreistöckiger Hugo Boss Store oder auch das italienische Label Twin Set. Eines von Palmas wichtigsten Museen ist das Es Baluard, das Avantgarde-Kunst in Wechselausstellungen zeigt. Kommt man unterhalb der Stadtmauer an dem Museum vorbei, ist von weitem schon eine Statue des Star-Architekten Santiago Calatrava mit dem Namen „Es Bou“ (= Der Stier) erkennbar: gehörnte und treppenförmig übereinander angeordnete schwarze Metallwürfel.

 

Die Essenz von Palma

Um in den Genuss exquisiter und trotzdem erschwinglicher Mittagsküche zu kommen, lohnt sich ein Besuch im Aromata. Das Restaurant befindet sich im Kulturzentrum Sa Nostra, nur wenige Gehminuten vom Borne entfernt. Das Aromata gehört dem Koch Andreu Genestra, dessen gleichnamiges Restaurant in der Nähe von Capdepera bereits mit einem Michelin-stern ausgezeichnet wurde. Genestra bietet seinen Gästen ein Mittagsmenü zum Festpreis. Es besteht aus drei Gängen und einem Glas Wein, Wasser oder Bier. Die Version „Aromata Gourmet“ beginnt mit einem Gruß aus der Küche, gefolgt von Vor- und Hauptspeise, sowie einer Auswahl zwischen einem süßen Nachtisch oder einer Käseplatte. Seine Küche nennt Genestra die „Essenz von Mallorca“. Für das „Kaffeekränzchen“ ist das Cafe Can Joan die beste Adresse. Denn hier gibt es die für Mallorca typischen Ensaimadas, das sind süße Schnecken mit Puderzucker, noch eigens hergestellt und direkt warm serviert. Ausgezeichnet schmecken sie zu einem Café con leche,  einem spanischen Milchkaffee, oder einer heißen Schokolade, die tatsächlich aus geschmolzener Schokolade hergestellt wird. 

 

Wer lieber abends gut essen gehen möchte, der sollte sich das Tomeu Restaurant amb Arrels im Boutique-Hotel Sant Jaume nicht entgehen lassen. Der mit einem Michelin-Stern ausgezeichnete Koch Tomeau Caldentey setzt auf die Wurzeln der mallorquinischen Küche, auf lokal bezogene, saisonale Zutaten sowie auf die von Generation zu Generation weitergegebenen Rezepte und verleiht ihnen einen zeitgenössischen Geschmack. In seinem Restaurant werden frühere Speisegewohnheiten wiederbelebt und mit moderner Technologie bereichert. So zum Beispiel bei dem “Ginet” Sorbet aus Menorca, bei dem das Sorbet am Tisch in einer hölzernen Trommel aufgeschäumt und zur Beschleunigung des Prozesses ein Schuss Stickstoff hinzugegeben wird. Nicht nur eine gute Küche, auch die Atmosphäre muss stimmen, damit sich der Gast so richtig wohlfühlt. Nur wenige Meter vom Hotel Sant Jaume entfernt liegt der Tast Club. Dieser hat den Look eines privaten Clubs, aus dem Grund wird auch auf das Eingangsschild verzichtet. Lediglich eine Speisekarte ist inzwischen dezent von Außen angebracht. Die attraktive Bar setzt auf schicke Möbel, Kerzenleuchter, Spiegel, cremefarbenes Holz und verspiegeltes Glas. Empfehlenswert sind beispielsweise die qualitativ hochwertigen Tapas. Lange Zeit war der Tast Club ein Geheimtipp, inzwischen ist eine Tisch-Reservierung jedoch unbedingt empfehlenswert. 

 

Die Reize der Vorsaison

Für den zweiten Tag auf Mallorca hat sich Adriana Blaszikova für uns etwas ganz Besonderes ausgedacht. Die Fremdenführerin möchte uns das Binnenland zeigen. Es ist Samstagmorgen Ende Februar. Die Temperaturen liegen an diesem Tag bei 13 Grad und die Sonne scheint bereits kräftig. Sehr zur Freude der vielen deutschen Rentner, die es sich bereits an einem Café am Strand von Arenal gemütlich gemacht haben. Angenehm ruhig ist es in der Vorsaison. Kaum vorstellbar, dass hier im Sommer bis zu 100.000 Mietwagen unterwegs sind. Wir lassen den wunderschönen weißen Sandstrand hinter uns und fahren mit einem Minibus in das etwa zwanzig Minuten entfernte Santanyí. In dem liebenswerten Örtchen mit seinen malerischen Gassen ist jeden Mittwoch und Samstag Markttag. Der Vorteil: einige Stände können beispielsweise frische Oliven auch vakuumieren, damit diese mit in den Flieger nach Deutschland genommen werden können.  

 

Bevor wir uns weiter auf den Weg zu einem Weingut im Landesinneren machen, legen wir kurze Zeit später einen Stopp am Naturpark von Mondrago ein. Das Naturschutzgebiet in der Region Migjorn der Gemeinde Santanyí ist ein echtes Paradies. Es befindet sich zwischen den Küstenorten Portopetro im Nordosten und Cala Figuera im Südosten der Insel Mallorca. Zehntausende Besucher kommen jedes Jahr hierher, um die unberührte Natur zu genießen. Mit einem Besuch des Naturparks lässt sich zudem ein Abstecher zu den beiden sich in unmittelbarer Nähe befindenden schönsten Badebuchten der Insel, S’Amarador und Sa Font de N’Alis, verbinden.

 

Idyllisches Binnenland

Eine dreiviertel Stunde sind wir anschließend unterwegs, bis wir die Bodega Oliver Moragues in Algaida, einer der reizvollsten Gegenden Mallorcas erreichen. Die Gemeinde Algaida umspannt sechs kleinere Berge, die Landschaft ist geprägt von vielen Wiesen, Wäldern und Feldern. Hier wachsen Olivenbäume, Orangen-, Feigen- und Zitronenbäume, mallorquinische Schafe grasen gemütlich auf den Wiesen und vereinzelt sieht man Reiter, die zu Pferd die Idylle genießen. Auf dem Weingut werden wir direkt von dem Önologen Carlos Moragues, einem direkten Nachfahren der Gründerfamilie, in Empfang genommen, der perfekt Deutsch spricht. Es gibt kein anderes Weingut auf der Insel, das seine zwei Gesichter so prägnant zeigt. Die historischen Mauern der alten Possessió Binicomprat, heute ein Landhotel mit zehn Zimmern, und die moderne, minimalistische Bodega mit einem Bilderbuchblick auf die Weinberge. Wer hier Urlaub macht, darf sich aus dem Gemüsegarten, der eigens für die Gäste angelegt wurde, bedienen. 

 

Zwar wird der mallorquinische Wein auch auf Mallorca immer beliebter, doch 70 Prozent verkauft Carlos Moragues ins Ausland. Sein Credo: nicht auf die Masse kommt es an, sondern darauf, erstklassigen Wein zu produzieren. Dafür hat er auf biologischen Anbau umgestellt. „Pestizide sind einfach unnötig“, weiß er. Der sorgsame Umgang mit der mallorquinischen Erde, mit den Reben und dem Produkt steckt in jeder Flasche von OM. Zur Gemeinde Algaida gehören noch die nahe gelegenen Dörfchen Pina und Randa. Auf dem Berg Randa liegt die Klosteranlage Santuari de Cura. Diese zauberhafte religiöse Stätte gibt es seit 1231, sie diente viele Jahrhunderte lang als Rückzugsort für Mönche. Vor allem Erholungssuchende aus Deutschland genießen die Ruhe und den Panoramablick aus 543 Metern Höhe über die umliegende Landschaft bis hin zur Stadt Palma.