Dienstag, 19 März 2024

ALTE SCHÄTZE, NEUE ATTRAKTIONEN

Wer in Bestwig der Bergbauhistorie nachspüren möchte, kann dies sowohl zu Lande als auch unter Wasser tun. Wer lieber in die Luft gehen möchte, hebt im ortsansässigen Freizeitpark ab.

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Devils Mine im Freizeitpark Fort Fun.

Un­verkenn­bar prägt die Berg­baugeschichte die Land­schaft in und um Best­wig. Es ist urkundlich belegt, dass in manchen Ort­steilen bere­its seit 1518 die Schätze des Bo­dens wie Blei und Zink nach oben ge­holt wur­den. Auf­grund der na­tur­na­hen Lage bi­etet es sich heute an, das Ge­mein­dege­bi­et mit sei­nen sechs Ortschaften Nutt­lar, Velmede, Os­t­wig, Rams­beck, An­dreas­berg und Her­ing­hausen zu er­wan­dern: Auf Streck­en wie dem Berg­bau-Wan­der­weg oder dem Best­wiger Pano­ra­maweg gibt es toll gele­gene Aus­sicht­spunkte und viel zu ent­deck­en. Beispiel­sweise, wie sich die Flusstäler von Valme und Elpe zum Ruhr­tal öff­nen, den Rauch­gaskamin oder den sa­genum­wobe­nen Vene­tian­er­s­tollen.

Tiefere Ein­blicke in die jahrhun­derte­lange Berg­baugeschichte des Ort­steils er­möglicht das Berg­bau­mu­se­um im Ort­steil Rams­beck, das un­mit­tel­bar nach dem Ende des Gruben­be­triebes im Jahr 1974 eröffnet wurde. Dort wer­den nicht nur Ex­po­nate und Wis­sen be­wahrt, son­dern auch Fahrten mit der his­torischen Gruben­bahn ange­boten, die 1,5 Kilome­ter in den Berg hine­in­führen. Heute ist Rams­beck ein Beispiel für gelun­ge­nen Struk­tur­wan­del: Die Hal­den­züge wur­den be­grünt und in­te­gri­eren sich har­monisch in die umgebende Land­schaft.

Auch der als Ber­gar­beit­er­sied­lung ge­grün­dete Ort­steil An­dreas­berg stellt ein Etap­penziel viel­er Wan­der­er dar. 1854 ent­s­tand das Dorf, nach­dem die Rams­beck­er Grube von ein­er Ak­tienge­sellschaft aufgekauft wor­den war, die zur Förderung von Blei und Zinn aus den Tie­fen des Bas­ten- und Dörn­bergs Tausende auswärtiger Ber­gleute an­warb.

Im Schie­fer­dorf Nutt­lar, in dem bis Mitte der Achtziger­jahre so­wohl Un­ter- als auch Über­tage­bau be­trieben wurde, fin­d­en sich eben­falls Re­likte des Berg­baus. Eines davon fungiert heute als be­son­dere At­trak­tion für Tauch­er: Im al­ten Schie­fer­berg­w­erk am Ufer der Ruhr kön­nen kilome­ter­lange Gänge und rie­sige Hallen erkun­det wer­den. Nach der Stil­l­le­gung des Berg­w­erks wur­den von den ins­ge­samt fünf Ebe­nen die un­teren zwei kom­plett ge­f­lutet. Die Umge­bung präsen­tiert sich so, wie sie einst von den Ber­gleuten, die dort mit der Gewin­nung von Dach- und Plat­ten­schie­fer beschäftigt waren, ver­lassen wurde: Zu se­hen gibt es Loren auf ihrem Schie­nen­s­trang, ei­nen press­luft­be­triebe­nen Überkopflad­er sowie die Jack­en der Ar­beit­er im Pausen­raum.

Auch der idyl­lisch gele­gene Ort­steil Grim­ling­hausen, das ur­sprüngliche Meil­er­dorf Föck­ing­hausen im Arns­berg­er Wald und der staatlich an­erkan­nte Er­hol­ung­sort Os­t­wig sind ei­nen Ab­stech­er wert. Wer sich un­ter­wegs fragt, was es mit dem halb er­hal­te­nen Schorn­stein auf dem Stein­berg auf sich hat: Nichts! Er­richtet in der so ge­nan­n­ten „Fran­zosenzeit“ Mitte des 19. Jahrhun­derts, sollte hi­er eine Hütte zur Ver­sch­melzung von Bleierzen ent­ste­hen, die aber nie in Be­trieb genom­men wurde. Konkreten Ge­brauch­sw­ert hat hinge­gen ein Pro­dukt, für das der Ort­steil Her­ing­hausen bekan­nt ist: Zum Ende eines je­den Jahres wer­den dort un­zäh­lige Weih­nachts­bäume gesch­la­gen.

Der 57 Me­ter ho­he Stüp­pel­turm im Ort­steil Best­wig-Wasser­fall bi­etet mit 845 Me­tern ü. N.N. ei­nen der höch­sten Aus­sicht­spunkte des Sauer­lands. Bei op­ti­maler Fern­sicht bi­eten sich Aus­blicke über mehrere hun­dert Kilome­ter von der Soester Börde bis ins Ruhrge­bi­et, und bei nicht ganz klarem Wet­ter lässt sich zu­min­d­est das Fort-Fun-Aben­teuer­land, das als ein­er der größten deutschen Freizeit­parks Jahr für Jahr bis zu 300.000 Be­such­er nach Best­wig zie­ht, über­blick­en.

Seit mehr als 40 Jahren set­zt der Park auf die Verbin­dung aus Ac­tion und Er­hol­ung, Fahrgeschäften und idyl­lisch­er Lage. Zu den At­trak­tio­nen ge­hören un­ter an­derem die läng­ste Rodel­bahn Eu­ro­pas in einem Freizeit­park, eine West­ern-Show und ein Drachen­flug­gerät, mit dem man mit über 80 Stun­denk­ilome­tern den Berg hinab gleit­et. „Die Mischung macht den Un­ter­schied“, erk­lärt Chris­tine Schütte, Mar­ket­in­glei­t­erin des Parks. „Bei uns er­leben die Be­such­er ab­wech­s­lungs­reiche Fahrat­trak­tio­nen – teil­weise mit spek­takulär­er Ein­bin­dung des Berghangs – sowie un­ter­halt­same Shows, und sie kön­nen gleichzeitig die ents­pan­nte At­mo­sphäre in toller Land­schaft ge­nießen.“

Für die aktuelle Sai­son hat der Park sein Reper­toire an At­trak­tio­nen erneut er­weit­ert und ei­nen In­door-Bereich mit dem so­ge­nan­n­ten „FoX­Dome“ ein­gerichtet, der die Be­such­er mit 3D-Brillen und Laser­pis­tolen zum Teil eines Videospiels wer­den lässt. Bei der zweit­en Neuan­schaf­fung hatte die Park­lei­tung vor allem die kleineren Gäste im Fokus: „Viele unser­er Be­such­er haben Tiere bei uns im Park ver­mis­st“, er­läutert Chris­tine Schütte die Entschei­dung, nicht ganz alltägliche Vier­bein­er wie Sumpf­biber, Deutsche Rie­sen, La­mas und Vier­horn­schafe in Fort Fun zu in­te­gri­eren. Für echte Na­tur­burschen oder solche, die sich zu­min­d­est ein­mal kurzzeiti­gen Fernseh- oder In­ter­ne­tentzug verord­net haben, eignet sich das na­he gele­gene Davy Crock­ett Camp im Wald, wo in klas­sischen ka­nadischen Block­häusern über­nachtet wird.