Freitag, 19 April 2024

Volkskrankheit Parkinson

Als Volkskrankheiten werden laut Wikipedia Erkrankungen „von dauernder starker Verbreitung und Auswirkung in der gesamten Bevölkerung“ bezeichnet – was allerdings nur einen umgangssprachlichen und keinen medizinischer Begriff darstellt. Eine dieser Krankheiten ist Morbus Parkinson, welche auch Schüttellähmung genannt wird. In Deutschland sind laut Erfassungen der Krankenkassen aktuell etwa 400.000 Personen an Parkinson erkrankt. top magazin verrät, welche frühen Anzeichen auf die Krankheit hindeuten, woher sie kommt und was für Hauptsymptome es gibt.

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(Foto: © Alessandro Grandini – stock.adobe.com)

In seiner Abhandlung „Über die Schüttellähmung“ aus dem Jahre 1817 beschrieb der britische Arzt James Parkinson erstmals die Hauptsymptome der Krankheit, welche später nach ihm benannt wurde. Um diese zu verstehen, muss man zuerst einmal wissen, dass sie eine Erkrankung des zentralen Nervensystems ist und typische Symptome wie Bewegungsstörungen und Bewegungsverlangsamung, steife Muskeln, Zittern sowie eine instabile Körperhaltung aufweist. In der Gesellschaft wird oft fälschlicherweise angenommen, dass nur ältere Menschen davon betroffen sind. Dies ist allerdings nicht so. Zwar nimmt die Erkrankungshäufigkeit mit steigendem Alter deutlich zu, aber es sind auch immer häufiger jüngere Menschen davon betroffen. Vor dem 50. Lebensjahr erkranken zirka 30 Prozent und zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr 40 Prozent der Patienten. Parkinson schreitet in der Regel langsam voran und laut aktuellen medizinischen Hochrechnungen leiden ein bis zwei von 1000 Menschen in Deutschland daran. Heilbar ist die Parkinson-Krankheit bislang nicht, doch es gibt Therapiemöglichkeiten, bei denen üblicherweise Medikamente zum Einsatz kommen. Männer erkranken anderthalbmal häufiger an Morbus Parkinson als Frauen – warum das so ist, wissen die Mediziner noch nicht.
Die Hauptsymptome der Parkinson-­Krankheit werden in der Medizin oftmals in vier Kategorien unterteilt:

 

1) Bradykinese

 

Hierunter versteht man, dass die Betroffenen langsamer und weniger beweglich sind. Alltägliche Dinge wie Aufstehen, Gehen und Drehen bereiten Schwierigkeiten. Oftmals ist es kaum möglich, Bewegungen überhaupt zu starten, was man medizinisch dann als Akinese bezeichnet. Ein frühes Anzeichen der Krankheit kann sein, dass ein Arm beim Gehen weniger mitschwingt als der andere. Zudem ist die Haltung von Parkinson-Patienten oft gebeugt, es können nur noch kleine Schritte gemacht werden und eine Drehung benötigt dann viele kleinere Zwischenschritte. Auch nehmen Gestik und Mimik ab, das Gesicht wirkt dann starr wie eine Maske. Zudem fällt das Sprechen immer schwerer, da die Stimme leiser und monotoner wird und die Sprache undeutlicher. Außerdem haben die Betroffenen auch Schwierigkeiten beim Essen, was zu häufigem Verschlucken führen kann.

 

2) Posturale Instabilität

 

Unter einer Posturalen Instabilität versteht man in der Medizin eine Störung der Halte- und Stellreflexe, welche dem Körper normalerweise ermöglichen, die Balance zu halten. Der Gang wird insgesamt unsicher und die Betroffenen neigen dann oft zu Stürzen.

 

3) Rigor

 

Mit Rigor wird die Steifheit der Muskeln beschrieben. Dabei fühlt sich jede Bewegung an, als würde sie gegen einen zähen und festen Widerstand erfolgen. Oftmals sind zunächst die Nacken- und Schultermuskeln betroffen, was sehr häufig einseitig vorkommt. Auch die Handschrift wird klein, krakelig und unleserlich.

 

4) Ruhetremor

 

Der Tremor ist das typische Zittern, mit dem die Krankheit oft assoziiert wird. Dieses tritt häufig einseitig und langsam in den Händen, später auch in den Füßen auf – meistens in Ruhepositionen. Während des Schlafens oder in einer Bewegung verschwindet das Zittern dann oft. Außerdem ist häufig bei leeren Händen in einer Bewegung ein aneinander reiben der Finger zu beobachten. Allerdings ist der Tremor kein unbedingtes Symptom bei Parkinson.

 

Im frühen Stadium der Parkinson-Krankheit ist eine Diagnose oftmals schwierig. Allerdings können Störungen des Geruchsinns als sehr frühes erstes Symptom der degenerativen Hirnkrankheit auftreten. Ebenso Schlafstörungen, die mit unwillkürlichen und heftigen Bewegungen während des Traumschlafes einhergehen. Auch depressive Verstimmungen sind im Frühstadium der Parkinson-Erkrankung möglich – ebenso wie diffuse Muskel- und Gelenkschmerzen, die hauptsächlich im Schulter- und Armbereich auftreten. Bei vielen Patienten produzieren die Talgdrüsen im Gesicht oftmals übermäßig Talg, was zum sogenannten Salbengesicht führt. Auch die Temperatur- und Kreislaufregulation, die Blasen- und Darmfunktion sowie die Potenz können gestört sein und in manchen Fällen stellen sich mit der Zeit Symptome einer Demenz ein. Jedoch ist bei all den eben genannten Anzeichen zu beachten, dass diese auch andere Ursachen haben können und nicht alle bei einer Parkinson-Erkrankung vorhanden sein müssen.
Zum jetzigen Zeitpunkt ist Morbus Parkinson nicht heilbar, allerdings weiß man, woher die Erkrankung kommt. Und zwar durch ein Absterben von speziellen Nervenzellen in der sogenannten schwarzen Substanz (Substantia Nigra) im Gehirn. Dadurch entsteht ein Mangel an Dopamin, einem sogenannten Botenstoff oder Neurotransmitter, welcher zusammen mit anderen Botenstoffen an der Bewegungssteuerung des menschlichen Körpers beteiligt ist.
Da Parkinson eine stetig fortschreitende Erkrankung ist, liegen die Ziele einer Behandlung aktuell darin, die Selbstständigkeit eines Patienten so lange wie möglich aufrecht zur erhalten – sowohl in der Familie, im Berufsleben und in der Gesellschaft. Außerdem wird versucht, die Lebensqualität wiederherzustellen und eine Pflegebedürftigkeit zu verhindern sowie Begleiterkrankungen und weitere Komplikationen zu vermeiden. Dies geschieht meistens mit Hilfe von Medikamenten und verschiedenen therapeutischen Maßnahmen wie Physiotherapie, Logopädie, Ergotherapie und Psychotherapie. Was die Ernährung von Parkinsonpatienten betrifft, gibt es keine speziellen Diäten, die den Verlauf der Krankheit beeinflussen könnten. Wichtig ist aber, dass die Betroffenen ausreichend viele Kalorien zu sich nehmen und sich ausgewogen ernähren.

 

Text: Boris Mönnich

 


Quellen: u.a. www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org, www.medtronic.de, Deutsche Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen, Deutsche Parkinson Vereinigung e.V., Universitätsklinikum Würzburg, Kassenärztliche Bundesvereinigung, Deutsches Ärzteblatt