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Dienstag, 14 Oktober 2025

Gelenkschmerzen?

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Foto: © dream@do – stock.adobe.com

So kommen Sie wieder in Bewegung

 

Die moderne Orthopädie bringt Bewegung zurück – mit Hightech, gezielter Therapie und dem Blick auf den ganzen Menschen.

 

 

Wenn Bewegung schmerzt

 

Ein Zwicken im Knie beim Aufstehen, ein Ziehen in der Hüfte nach dem Spaziergang – oft beginnt es harmlos. Doch aus gelegentlichen Beschwerden werden schnell dauerhafte Einschränkungen. Besonders Knie und Hüfte sind im Alltag stark gefordert. Wenn sie nicht mehr reibungslos funktionieren, leidet nicht nur die Beweglichkeit, sondern oft das ganze Leben drumherum.

Anfangs schieben viele die Schmerzen auf das Wetter oder eine unglückliche Bewegung. Doch je länger man wartet, desto hartnäckiger werden die Beschwerden. Und irgendwann spürt man sie bei jedem Schritt: morgens im Bad, nach dem Einkauf, beim Spielen mit den Enkeln.

Was viele unterschätzen: Gelenkprobleme treffen nicht nur Ältere. Auch Menschen mitten im Berufsleben sind betroffen. Durch viele Jahre am Schreibtisch, körperlich fordernde Jobs oder durch intensive Hobbys wie Joggen, Kraftsport oder Gartenarbeit. Überlastung, falsche Bewegungsmuster oder einseitiger Druck können auf Dauer den Knorpel schädigen. Wer rastet, der rostet – das stimmt. Aber wer falsch belastet, verschleißt.

 

Therapie ohne Skalpell

 

Gelenkschmerzen bedeuten nicht gleich automatisch eine Operation. Im Gegenteil: Häufig lässt sich mit gezielter Bewegungstherapie viel erreichen – vorausgesetzt, man beginnt rechtzeitig. Wer früh handelt, kann den Verlauf positiv beeinflussen und seine Mobilität erhalten.

Dabei gilt: Bewegung ist nicht das Problem, sondern Teil der Lösung. Wenn Muskeln gezielt und schonend trainiert werden, entlastet das die Gelenke, verbessert die Haltung und aktiviert die Versorgung des Knorpels. Genau hier setzen moderne Therapiekonzepte an: individuell abgestimmte Übungsprogramme in der Physiotherapie, Training im Wasser oder an medizinischen Geräten – angepasst an Alter, Fitness und persönliche Belastbarkeit.

Unterstützend können auch Injektionen helfen. Hyaluronsäure zum Beispiel, ein körpereigener Stoff, verbessert die Gleitfähigkeit im Gelenk – wie ein biologisches Schmiermittel. Und auch sogenannte Eigenbluttherapien, bei denen bestimmte Bestandteile des eigenen Blutes aufbereitet und injiziert werden, zeigen vielversprechende Effekte. Besonders bei Menschen zwischen 40 und 60 Jahren, bei denen der Gelenkverschleiß oft erstmals spürbar wird, lassen sich so echte Fortschritte erzielen.

 

Erhalten, was möglich ist

 

Ziel all dieser Therapien ist nicht nur, Schmerzen zu lindern – sondern die natürliche Funktion des Gelenks möglichst lange zu bewahren. Genau deshalb schauen Orthopädinnen und Orthopäden heute genauer hin: Wo lässt sich erhalten, was noch gut funktioniert? Und wann ist ein Eingriff wirklich notwendig?

Gerade bei sportlich Aktiven, Berufstätigen mit hohem Bewegungsanspruch oder Menschen unter 60 lohnt sich dieser differenzierte Blick besonders. Denn ein künstliches Gelenk kann viel, aber es ersetzt nicht das eigene. Und: Jeder operative Eingriff setzt eine Grenze für mögliche Folgebehandlungen. Wer noch viele bewegte Jahre vor sich hat, profitiert oft mehr vom Gelenkerhalt als vom frühzeitigen Ersatz.

Ein zentrales Thema dabei ist der Knorpel. Als natürliche Gleitschicht sorgt er dafür, dass sich Knochen im Gelenk reibungslos bewegen. Wird er beschädigt, wie etwa durch Fehlbelastung, Überbeanspruchung oder einfach altersbedingt, gerät dieses System aus dem Gleichgewicht. Die Folge: Schmerzen, Entzündungen, eingeschränkte Beweglichkeit.

Moderne Verfahren setzen genau hier an. Kleinere Knorpelschäden lassen sich oft glätten oder mit gezielten Reizen zur Selbstheilung anregen. Bei größeren Defekten besteht die Möglichkeit, körpereigene Knorpelzellen zu entnehmen, im Labor zu vermehren und später an der geschädigten Stelle wieder einzusetzen – ein Verfahren, das vor allem bei Jüngeren gute Erfolge zeigt.

Wichtig ist dabei: Diese Verfahren sind keine Abkürzung. Sie verlangen Mitwirkung, Geduld und ein gewisses Maß an körperlicher Belastbarkeit. Aber für viele sind sie genau das Richtige – weil sie das eigene Gelenk erhalten und damit ein Stück Lebensqualität sichern, das sich nicht ersetzen lässt.

 

Heilung braucht Bewegung

 

Mit dem neuen Gelenk ist es wie mit einem guten Werkzeug. Es nützt nur dann etwas, wenn man damit umzugehen weiß. Genau darum beginnt die Reha oft schon am Tag der Operation. Die ersten Schritte, einfache Übungen im Bett, ein bisschen Bewegung im Flur: All das bringt den Körper zurück auf Kurs.

Viele sind überrascht, wie schnell es wieder losgeht. Aber genau das ist der Plan. Je früher der Kreislauf in Schwung kommt, desto besser für Wundheilung, Muskulatur und Selbstvertrauen. Denn wer sich bewegt, fühlt sich weniger krank.

Was danach folgt, ist kein Standardprogramm. Die einen wollen wieder wandern, die anderen einfach nur ohne Schmerzen zur Arbeit fahren. Manche müssen sich um kleine Kinder kümmern, andere wünschen sich, im Garten wieder zupacken zu können. Gute Reha nimmt das ernst und richtet sich danach.

Neben gezieltem Muskelaufbau und Bewegungstraining gehören auch Alltagssituationen dazu. Schuhe binden, aus dem Auto steigen, auf unebenem Boden laufen – das wird geübt, bis es wieder sitzt. Unterstützt wird dies durch Physio, manchmal auch durch Wärmebehandlungen, manuelle Therapien oder Gerätetraining.

Aber: Es geht nicht nur ums Training. Auch Ernährung und Lebensstil spielen eine Rolle. Wer Übergewicht abbaut und in Bewegung bleibt, entlastet das Gelenk und holt mehr aus der Operation heraus.

Reha ist Arbeit, keine Frage. Aber sie ist der Schlüssel zurück in einen Alltag, der wieder leichter fällt. Und oft auch freier.

Was heute möglich ist, galt früher als kaum vorstellbar. Und genau das macht neugierig auf das, was noch kommt.

 

Hightech fürs Gelenk: Was moderne OPs heute leisten

 

Manchmal helfen weder Übungen noch Spritzen oder Physiotherapie. Wenn konservative Methoden keine Wirkung mehr zeigen, Schmerzen zur täglichen Belastung und selbst einfache Bewegungen zur Herausforderung werden, kommt eine Operation infrage. Auch das gehört zur modernen Orthopädie: zu erkennen, wann der richtige Zeitpunkt dafür gekommen ist.

Heute bedeutet ein Eingriff nicht mehr monatelange Schonung und ungewisse Ergebnisse. Im Gegenteil. Die orthopädische Chirurgie hat sich enorm weiterentwickelt. Wer sich heute operieren lässt, kann auf ausgereifte Technik, hohe Sicherheit und eine sorgfältige Planung bauen.

Ein gutes Beispiel dafür ist das sogenannte Fast-Track-Prinzip. Dabei beginnt die Therapie nicht erst im OP-Saal. Schon vor dem Eingriff gibt es ein individuell abgestimmtes Konzept aus Aufklärung, Schmerztherapie und gezielter Mobilisation. Ziel ist es, Patientinnen und Patienten möglichst schnell wieder auf die Beine zu bringen – buchstäblich. Das senkt Komplikationen und verkürzt den Weg zurück in den Alltag.

Auch der Eingriff selbst läuft heute anders ab als früher. Statt großflächiger Eröffnungen setzen Orthopädinnen und Orthopäden auf möglichst schonende Zugänge. Die Haut wird nur wenige Zentimeter geöffnet, das umliegende Gewebe bleibt weitgehend unversehrt. Das reduziert das Risiko für Komplikationen und unterstützt eine schnellere Heilung.

Digitale Systeme bringen zusätzliche Präzision. Roboterassistenz und computergestützte Navigation helfen, Implantate exakt auszurichten. Das verbessert die Gelenkfunktion und erhöht die Haltbarkeit.

Nicht in jedem Fall muss das komplette Gelenk ersetzt werden. Bei begrenzten Schäden kann auch eine sogenannte Teilprothese eingesetzt werden. Sie ersetzt nur den beschädigten Abschnitt, während gesunde Gelenkanteile erhalten bleiben. Der Eingriff ist kleiner, die Reha kürzer und das Bewegungsempfinden oft natürlicher.

Auch bei den Materialien gibt es deutliche Fortschritte. Titan, Keramik oder spezielle Kunststoffe gelten als langlebig und gut verträglich. Neuartige Oberflächen verringern den Abrieb und verlängern die Lebensdauer deutlich.

 

Dank moderner Bildgebung und digitaler Planung kann jedes Implantat individuell angepasst werden. Form, Größe und Beweglichkeit lassen sich exakt auf die Bedürfnisse der Patientin oder des Patienten abstimmen. So wird aus einem Eingriff eine echte Chance auf mehr Mobilität und Lebensqualität.

 

Von der Operation des Jahrhunderts zur Medizin von morgen

 

Als in den 1960er-Jahren die erste Hüftprothese eingesetzt wurde, war das eine kleine Revolution. Ein kaputtes Gelenk zu ersetzen, galt damals als kühn, fast visionär. Heute zählt der Eingriff zu den erfolgreichsten Operationen weltweit. Menschen stehen oft schon am Tag nach der OP wieder auf, kehren nach wenigen Wochen in den Beruf zurück oder genießen Spaziergänge mit den Enkeln.

Und die Entwicklung steht nicht still. Was früher Zukunftsmusik war, ist heute Realität – oder kurz davor. Digitale Zwillinge helfen schon jetzt, Gelenkstellungen millimetergenau zu planen. Bewegungsanalysen zeigen Fehlbelastungen, bevor Schäden entstehen. Bald könnten Implantate passgenau im 3D-Druck entstehen, abgestimmt auf Körperbau, Bewegungsmuster und individuelle Belastungen. Künstliche Intelligenz wird dabei helfen, Therapieverläufe zu simulieren und Risiken besser einzuschätzen.

Am Ende bleibt das Ziel immer gleich: Schmerzen lindern, Bewegung ermöglichen, Lebensqualität zurückgeben. Aber die Wege dorthin verändern sich – und öffnen Türen, die wir uns vor wenigen Jahren nicht einmal vorstellen konnten.

 

5 Alltagstipps für starke Gelenke 

 

1. Schuhe regelmäßig prüfen

Nicht jedes Gelenkproblem beginnt im Knie. Oft liegt es am Fuß. Wer täglich dieselben Schuhe trägt, riskiert einseitige Belastungen. Spätestens alle sechs Monate sollte man das Profil prüfen. Abgelaufene Sohlen, fehlende Dämpfung oder zu weiche Materialien belasten Knie und Hüfte. Besser: zwischen festen, gut stützenden Modellen wechseln und die alten rechtzeitig austauschen.

 

2. Bewegung in Routinen einbauen

Mehr Bewegung klingt gut, scheitert aber oft am Alltag. Deshalb: bestehende Wege nutzen. Zum Beispiel beim Zähneputzen auf einem Bein stehen. Beim Telefonieren langsam in die Knie gehen. Oder beim Warten an der Ampel die Fußgelenke kreisen lassen. Diese Miniübungen benötigen keine Extra-Zeit, zeigen aber große Wirkung, wenn sie zur Gewohnheit werden.

 

3. Wärme gezielt einsetzen

Gelenke mögen es warm. Morgens eine Wärmflasche ins Bett, ein Kirschkernkissen beim Lesen oder ein warmes Fußbad nach dem Spaziergang helfen, Verspannungen zu lösen. Wichtig: Wärme nur anwenden, wenn keine Entzündung vorliegt. Bei geröteten, heißen Gelenken immer erst ärztlich abklären.

 

4. Einseitige Belastungen ausgleichen

Wer viel sitzt, sollte nicht nur spazieren gehen, sondern gezielt gegenarbeiten. Übungen wie Zehenstand, rückwärts gehen oder balancieren auf einem Kissen fordern den Gleichgewichtssinn und aktivieren kleine Muskeln, die im Alltag oft zu kurz kommen. Auch Barfußlaufen auf Rasen oder Sand stärkt die Fußmuskulatur und verbessert das Gangbild.

 

5. Mikrobewegung statt Maximaltraining

Lieber täglich ein bisschen als einmal pro Woche zu viel. Zehn Minuten gezielte Übungen zu Hause sind effektiver als gelegentliche Ausflüge ins Fitnessstudio. Wer morgens mit einem Hüftkreisen in den Tag startet oder abends ein paar Schritte rückwärts durch die Wohnung geht, tut schon viel für gesunde Gelenke – ganz ohne Aufwand.