Dienstag, 23 April 2024

Wie cool ist das denn? Heilung durch Kälte

Eine medizinische Behandlung von Beschwerden und Erkrankungen durch Kälte – das ermöglicht die Kryotherapie. Das TOP Magazin erklärt, wann und wie die Kältebehandlung eingesetzt wird und welche Vorteile sie bietet.

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(Foto: © Jacob Lund – stock.adobe.com)

Was ist die Kryotherapie?

 

Die Kryotherapie (auch bekannt als Kältetherapie) ist der gezielte Einsatz von Kälte, um therapeutische Effekte zu bewirken. Dazu gehören zum Beispiel Schmerzlinderung, Entzündungshemmung oder Entspannung.
Die Kälte wird also zur Behandlung verschiedener Beschwerden und Erkrankungen genutzt. Dies funktioniert, indem man den Temperaturunterschied zwischen dem Körper und seiner Umgebung oder einem kalten Objekt ausnutzt, um den Körper als Ganzes oder an bestimmten Stellen abzukühlen. Die Kryotherapie wird von Menschen übrigens bereits seit der Antike eingesetzt.

 

Was bewirkt die Kryotherapie?

 

Die Kryotherapie hat auf den Körper unter anderem folgende Effekte:

Schmerzlinderung: Die Behandlung mit Kälte reduziert die Schmerzwahrnehmung des Patienten am betroffenen Körperareal. Für den Patienten ist außerdem unmittelbar nach der Anwendung eine deutliche Abschwellung an dieser Körperstelle erkennbar.

Entzündungshemmend: Die extreme Kälte dämpft auch Entzündungsprozesse.

Entspannung: Der Körper setzt Endorphin und Serotonin frei und fühlt sich dadurch entspannter an.

Mit der Kryotherapie lassen sich insbesondere die Krankheiten gut therapieren, die keine bakterielle Ursache haben. Dazu zählen unter anderem Bänder-, Gelenks- und Muskelverletzungen, Arthrose, rheumatische Erkrankungen, spastische Muskelverspannungen, Neurodermitis und Schuppenflechte.
Weitere Anwendungsbereiche der Kältebehandlung sind beispielsweise auch oberflächliche Hautveränderungen wie Warzen, Hautkrebs, andere Tumore und Herzrhythmusstörungen.
Ein weiterer Vorteil ist, dass der Stoffwechsel aktiviert wird: Durch die Kälte kurbelt der Körper den Stoffwechsel an und mobilisiert das angesammelte Fett, um den Temperaturabfall auf der Haut auszugleichen. Somit eignet sich die Kryotherapie also auch zum Abnehmen.
Zusätzlich wird die Kryotherapie auch bei Menschen mit Schlafstörungen, Depressionen oder Angststörungen eingesetzt.

 

Welche Therapien gibt es?

 

Grundsätzlich lässt sich die Kältebehandlung in drei verschiedene Verfahren einteilen:

Lokale Kryotherapie: Die lokale Kryotherapie wird nur an einer bestimmten Körperstelle (beispielsweise an einem Gelenk) des Patienten durchgeführt. Außerdem kann sie kleinflächig auf einem Hautareal angewandt werden, um Warzen, Akne oder Blutschwämmchen zu behandeln. Darüber hinaus kann sie bei Verletzungen wie Prellungen oder bei Rheuma eingesetzt werden.
Bei der lokalen Kryotherapie erfolgt die Kälteanwendung zum Beispiel in Form von Kältepackungen, Eisabreibung oder Kältespray.

Kryochirurgie: Die Kryochirurgie hingegen ist die gezielte chirurgische Zerstörung von Gewebe durch Anwendung extremer Kälte. Durch diese Form der Vereisung können harmlose Warzen oder Narbengewebe entfernt werden, darüber hinaus können mit diesem Verfahren auch Vorstufen von Hautkrebszellen oder Geschwüre behandelt werden.

Ganzkörper-Kryotherapie: Bei diesem Verfahren wird der gesamte Organismus durch einen angenehmen Kältereiz aktiviert. Ein klassisches Beispiel hierfür ist eine Kältekammer, in die sich der Patient für wenige Minuten begibt „In einer Hochleistungs-Kältekammer bekommt jeder Gast eine auf seine Bedürfnisse angepasste individuell berechnete Anwendungszeit“, erklärt Sebastian Rüßmann, einer der Geschäftsführer von L & R Kältetechnik in Sundern. „Die Temperaturen bei einer Ganzkörper-Kryoanwendung liegen zwischen –75 bis –110 °C. Unsere Kältekammern werden u. a. in der Medizin, im Hochleistungssport und immer häufiger in Cryo-Zentren eingesetzt“.

 

Was sind die Nebenwirkungen der Kryotherapie?

 

In seltenen Fällen kann es bei der Kryotherapie durch die Kälteeinwirkung zu Gewebeschäden kommen. Weitere mögliche Nebenwirkungen sind Kältegefühl, Rötungen und Reizungen der Haut sowie brennende oder stechende Schmerzen. Diese Effekte sind in der Regel aber nur vorübergehend.
Außerdem sind positive Effekte der Kryotherapie auf psychologische Erkrankungen wie beispielsweise Angstzustände oder Depressionen wissenschaftlich umstritten.

 

Wenn eine medizinische Notwendigkeit vorliegt, werden die Kosten mehrheitlich von den gesetzlichen Krankenkassen mitgetragen. Sofern die Behandlung einen ästhetischen Hintergrund hat, müssen die Patienten die Kosten jedoch in der Regel selber tragen. Private Krankenversicherungen erstatten die Kosten normalerweise ebenfalls bei einer medizinischen Indikation, einige bezuschussen sogar ästhetische Behandlungen.

Quellen: u.a. www.gesundheit.gv.at, Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs, www.netdoktor.de, www.orthopaediecentrum.de, Zentrum für Orthopädie Hamburg